Woche 1


Tag 1 & 2

Die ersten beiden Tage darf der Amazing-Wurf erstmal in der neuen Welt ankommen - der Wechsel aus dem gemütlichen Bauch in die Schwerkraft ist genug Herausforderung. Ab dem 3.-16. Tag werden die Zwerge neurologisch frühgefördert, dazu gibt es dann natürlich auch ein Video.


Tag 3 bis 16: Neurologische Frühförderung der Welpen

Diverse Forschungsprojekte befassen sich mit der Vererbbarkeit von Leistungsmerkmalen - es gibt eine Studie an Pferden, die zeigt, dass sich zB Schnelligkeit nur zu 35% vererbt, 65% hingegen von Training, Erfahrungen und Fütterung beeinflusst werden. Die Herausforderung ist seit jeher, die Leistung der Individuen durch bestimmte Stimulationen nachhaltig zu verbessern. Hundewelpen kommen durch die verhältnismässig kurze Trächtigkeitsdauer wenig entwickelt auf die Welt: Sie sind taub, blind und nur eingeschränkt bewegungsfähig, nur das Saugen, Riechen zum Auffinden der Zitzen und Temperaturwahrnehmung funktioniert. In verschiedenen Studien wurde herausgefunden, dass sie auf bestimmte Stimulationen (taktile Reize, Lageveränderung und thermischer Reiz) mit einer erhöhten Stresstoleranz im späteren Leben reagieren. Man setzt bewusst Welpen mildem Stress aus, weil sie damit in ihrem späteren Leben stressresistenter werden, was in Studien an Mäusen und Ratten auch zu einer besseren Resistenz gegen Krankheiten und verbessertem Problemlösungsverhalten geführt hat.
Weitere Studien an Hunden und Katzen bewiesen durch Hirnstrommessung ebenfalls eine schnellere Entwicklung und bessere Leistung der frühzeitig stimulierten Welpen gegenüber ihren nicht stimulierten Geschwistern. Diese Effekte konnten auch an den uns ähnlichsten Tieren, den Schimpansen, nachgewiesen werden - sie waren in der Lage, sich als adulte Tiere besser anzupassen und mit veränderten Umweltsituationen fertig zu werden.

Natürlich muss man sehr vorsichtig damit umgehen, ein Zuviel an Stress würde das Gegenteil bewirken und resultiert in nervösen, hysterischen Tieren. In der Diensthundeausbildung des US Militärs wurde das "Super Dog Program" entwickelt, weil man die hohe Ausfallquote von geeigneten zu ungeeigneten Diensthunden verbessern wollte. Man fand heraus, dass die Stimulation vom 3.-16. Tag besonders wirkungsvoll ist, weil die neurologische Entwicklung der Welpen in dieser Zeit besonders intensiv ist. Anhand von 5 Übungen, die jeweils nur 3-5 Sekunden dauern, werden die Welpen bestimmten Situationen ausgesetzt, die normalerweile in dem Alter noch nicht vorkommen würden.

1. taktiler Reiz: Berührung mit einem Wattestäbchen oder einer Zahnbürste zwischen den Ballen
2. Lageveränderung: der Welpe wird senkrecht mit dem Kopf nach oben gehalten
3. Lageveränderung: der Welpe wird mit dem Kopf nach unten gehalten
4. Lageveränderung: der Welpe wird in beiden Händen in Rückenlage gehalten
5. thermischer Reiz: der Welpe wird auf ein kaltes Tuch gesetzt

Die wenigen Sekunden sind ausreichend, um das neurologische System frühzeitig in Gang zu setzen. Nach den Übungen wird jeder Welpe sofort wieder zur Mutter gesetzt und darf trinken und den milden Stress verarbeiten.
Im Video sieht man heute nur Amazing Aeron aus dem Wurf, aber natürlich haben auch alle seine Geschwister heute die erste Einheit mitgemacht. Bis zum 16. Tag werden wir diese Übungen mit allen Welpen einmal täglich machen, dann ist die Frühförderung beendet. Eine längere Exposition würde keinen Zusatznutzen bringen, danach fokussiert man auf andere Dinge.


Tag 4 & 5

Man könnte stundenlang in der Kiste sitzen und staunen, wie schnell die Zwerge sich entwickeln. Die ersten beiden Tage haben sie noch nicht zugenommen, der Milcheinschuss kam erst an Tag 3. Nun wird jede Mahlzeit zum Milchfest, das Motto der Minis lautet "wenn ich schon mal wach bin, kann ich ja auch was trinken". Fleissig wird am Gesäuge getreten und gearbeitet (so sieht es auch aus), bis die Milch richtig fliesst. Dann fallen die mit dicken Kugelbäuchen von der Zitze ab, robben noch ein Stück in eine gemütliche Ecke und stapeln sich meist, bis sie dann entspannt einschlafen. Die Geräusche sind allgegenwärtig, es wird genüsslich geschmatzt, gestöhnt mit vollem Bauch, gequiekt, wenn irgendetwas nicht gefällt, man zB die Zitze verloren hat. Die Kleinen sind erstaunlich schnell unterwegs, wenn Mama Liese gerade aus dem Garten kommt. Liese ist voll in ihre neue Rolle als Mutter reingewachsen, sie weiss instinktiv, was zu tun ist und erträgt auch das Treten in Ziehen am Gesäuge mit völliger Gelassenheit. Die nadelspitzen Krallen der Minis habe ich gestern mal gekürzt, damit das Gesäuge nicht noch mehr beansprucht wird - das sieht jetzt schon schmerzhaft aus und die Kleinen haben nicht mal Zähne...

Die Muskeln der Welpen zucken immer wieder, ein Zeichen, dass das ganze neurologische System nun in Aktion tritt - dies wird auch mit Träumen assoziiert. Liese hat noch den üblichen schleimig-blutigen Ausfluss, weil die Gebärmutter sich noch reinigt und zurückbildet, das ist etwas lästig, weil natürlich das ganze Fell verklebt und man den Hund nicht mehrfach duschen kann. Auch die Temperatur messe ich noch täglich, falls es einen Anstieg über 38.5 Grad gibt, ist evtl eine Infektion im Körper, die man unbedingt frühzeitig erkennen muss. Aber es ist alles im Lack, Mutter und Welpen sind glücklich und zufrieden. Na ja, Liese ist glaube ich etwas gelangweilt, sie würde lieber bei dem schönen Wetter am Rhein toben und ist empört, wenn die Tibeter spazierengehen dürfen und sie nicht mitgeht. Morgens um 6.30h steht sie am Schlafzimmer und weckt uns auf - dann gehen wir als Erstes zur Wurfkiste und sie zeigt ganz stolz ihre Welpen. Die Tibeter dürfen nur ganz verstohlen über den Rand schauen - Bisou mehr als Szia, bei Szia ist sie vorsichtig, das ist der ranghöhere Hund und sie beschützt ihre Kleinen, da werden Zähne gezeigt und geknurrt, wenn Szia näher als 50cm zur Wurfkiste kommt. Aber das darf sie auch - nur die Mütter bestimmen den Zeitpunkt, ab wann die anderen zur Hilfe zugelassen sind.

Ansonsten freuen wir uns über ernsthafte Welpeninteressenten, die einem unserer Amazing-Welpen ein ausgefülltes Zuhause geben möchten. Wir möchte unsere Welpeninteressenten gerne kennenlernen, ab Anfang Juni ist Besuch herzlich willkommen. Mails bitte an info@die-hundeakademie.de - die Facebook Nachrichten verschwinden anscheinend im Nirwana, es wird zwar angezeigt, aber ich kann sie nicht aufrufen.


Tag 6 & 7

Die erste Woche geht entspannt und ruhig zu Ende, alle nehmen gleichmässig zu, sind fit wie die kleinen Turnschuhe und können in Highspeed zur Milchbar finden, wenn Liese die Wurfkiste betritt. Seit Tag 3 verlässt Liese die Kiste und legt sich zu uns oder sonnt sich im Garten. Nun gehen wir auch wieder kleine Runden auswärts spazieren, was für Liese das Grösste ist - das hat ihr definitiv gefehlt. Wir sind noch sehr vorsichtig, nach jeder Runde werden die Pfoten abgewaschen und das Gesäuge gut gereinigt, damit unsere Zwerge nicht zuviele unbekannte Keime abkriegen solange sie noch so klein sind. Was für eine Hochleistung die Hündinnen mit so einer Trächtigkeit erbringen, das kann man am Gesäuge erahnen - und die Minis haben nicht mal Zähne. Wenn mit 4-5 Wochen die ersten Zähnchen kommen, wird es noch deutlich mehr beansprucht von den Nachwuchs-Piranhas.